Die Aschkenasim sind die Juden, die „ursprünglich“ aus dem Rheingebiet stammen und im Zuge der Verfolungen im Mittelalter nach Osten zogen. Jiddisch war lange Zeit die Sprache dieser Bevölkerungsgruppe, die mit der Assimilation bzw. Verbürgerlicherung der Juden beinahe ausstarb. Doch im Gegensatz zu den Sephardim, bei denen man sehr sicher sein kann, dass sie aus dem Eretz Israel stammen und nach Spanien gingen, ist bei den Ashkenasim nach wie vor in der Forschung sehr umstritten, ob die Ostjuden, d.h. die in Osteuropa lebenden Juden, tatsächlich aus Mitteleuropa stammen. Denn von der jidischen Sprache abgesehen, die Elemente aus dem Mittelhochdeutschen und anderen slawischen Sprache integrierte, ist die Zuwanderungslinie dieser Gruppe noch unklar. Wie konnten diese Gruppe im hohen Mittelalter aus weniger als 50.000 Menschen bestehen, um dann im 17. Jhdt auf die drastische Zahl von 3000.000 zu steigen, was sich angesichts der elenden Lage vieler osteuroäischer Juden sehr schwer erklären ließe? Dies hat zu einer Reihe von Studien geführt, die versuchen, den Ursprung der Ashkenasim in Osteuropa und nicht im Eretz Israel (Land Israel) festzulegen, d.h. die Ashkenasim als einheimische Osteuropäer zu sehen. In diesem Sinne spielt das Khasaranvolk eine sehr wichtige Rolle. Dieses aus der Ukraine und Russland stammende Volk soll als ganzes zum Judentum konvertiert sein. Eine ähnliche Geschichte erscheint schließlich in einem Klassiker des jüdischen Denkens, Sefer ha-Kusari vom den Tudelaner Jehuda Ha-Levi. Besonders kontroversiell war die Untersuchung des iraelischen Historikers Schlomo Sand unter anderem wegen der politischen Implikationen seiner umstrittenen Theorie (die hier aus Platzgründen nicht erläutert wird.) Vielleicht sollte man aber die Frage umkehren, und statt nach dem Ursprung der Ashkenasim zu fragen, was vermutlich unbeantwortet bleiben wird, nach deren Errungenschaften zu fragen, und da gibt es wahrscheinlich nicht mehr eine große Meinungsverschiedenheit.